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Das Christliche Granada

Nach der Ankunft der Christen in der Stadt emigrierte ein Großteil der muslimischen Bevölkerung nach Afrika. Die Muslime, die in Granada blieben, zogen in die Umgebung des Albaicín und der Alcazaba (Zitadelle), bis sie aus dem Königreich Granada zwischen 1568 und 1571 als Folge der Revolten in der umliegenden Bergregion Alpujarra vertrieben wurden. Währenddessen wurde die Stadt christianisiert und wieder aufgebaut. Sie blieb weiterhin so bedeutend wie während der muslimischen Herrschaft. Granada wurde (paradoxerweise) zum Erzbistum, die Königliche Kapelle wurde errichtet, Kaiser Karl V. gründete 1526 seine Universität und verlegte seinen Hof nach Granada in die Alhambra. Während der Renaissance und später des Barock verlor Granada nach und nach seine arabischen Wurzeln. 

Das "Siglo de Oro", das goldene Zeitalter der spanischen Literatur, hinterließ auch seine Spuren in Granada. In dieser Zeit erlebte die Stadt einen kreativen Aufschwung, es entstand sehr viel barocke Kunst. Dadurch schmücken noch heute viele Gebäude, Kirchen, Fassaden, Ölgemälde, Meißelungen, usw. die Stadt. Es scheint fast so, als hätte man damals geahnt, dass nach einer solchen Blütezeit schwierigere Zeiten kommen würden. 

Mit dem neuen Zeitalter stagnierte nicht nur das Wachstum der Stadt. Nach Ankunft der französischen Besatzungstruppen im Jahr 1808 wurde die Alhambra beinahe zerstört, einige ihrer Bauten wurden gesprengt, zahlreiche Kunstwerke der Stadt beraubt und im Gegensatz dazu nur wenige künstlerisch bedeutende Gebäude errichtet. Die Stadt, wie auch das restliche Land, befand sich in mentalem, materiellem und wirtschaftlichem Erschöpfungszustand. Trotz der Befreiung von der französischen Besatzung 1814 gab es kaum merkliche Verbesserungen. Aufgrund verschiedener Revolutionen und Revolten wurde das Kulturerbe Granadas bis Ende des 19. Jahrhunderts weiter zerstört. Darauf folgten der Immobilienboom (das Viertel Mezquita mayor musste für den Bau der Straße Gran Vía weichen), die Krise der Zuckerfabriken und mehrere politische Revolten bis 1936. 

Während des Spanischen Bürgerkrieges (1936-1939) wurde das kulturelle Erbe Granadas nicht groß beschädigt, obwohl sich die umliegenden Ortschaften und die Pro¬vinzhauptstadt in konträren Parteilagern befanden. Über viele Jahre war die wirtschaftliche Stütze der Stadt der Dienstleistungssektor. Granada litt unter unkontrollierten Immobiliengeschäften und ungebremstem Wachstum. 

Heutzutage hat Granada auf internationaler Ebene eine wichtige kulturelle Bedeutung. Die Universität besteht seit über 475 Jahren. Sie ist hoch angesehen und ihre Studenten sind ein wichtiger Teil der Stadt geworden. Die Universität ist eine der Antriebskräfte für die städtische Wirtschaft und Kultur. Granada ist eine moderne Stadt, die es geschafft hat, ihr geschichtliches und künstlerisches Erbe durch die Integration verschiedener Kulturen zu erhalten. Zu verdanken ist das in erster Linie der geographischen und historischen Nähe zur islamischen Welt, die die Universität durch Studentenaustauschprogramme pflegt, sowie der Vielzahl an Besuchern, die die Stadt jährlich empfängt.

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