Im Zentrum Granadas, zwischen engen Gassen und lebendigen Plätzen, liegt das Corral del Carbón – ein nasridisches Juwel im Herzen der Stadt. In der Nähe der berühmten Calle Reyes Católicos und nur wenige Schritte von der Kathedrale von Granada und der Königlichen Kapelle entfernt, bietet dieses Monument eine stille Oase der Geschichte und Besinnlichkeit mitten im urbanen Trubel.
Das Corral del Carbón, ursprünglich als Alhóndiga Gigida oder al-yadida (Neue Alhóndiga) bekannt, wurde zu Beginn des 14. Jahrhunderts unter der Herrschaft von Sultan Yusuf I. errichtet. Es diente als Alhóndiga, also als Getreidespeicher und -markt, in dem Händler ihre Waren lagern und verkaufen konnten. Gleichzeitig bot es Reisenden und Kaufleuten aus nah und fern eine Unterkunft und wurde so zu einem zentralen Ort des kulturellen und wirtschaftlichen Austauschs im nasridischen Granada.
Nach der christlichen Eroberung im Jahr 1492 erlebte das Gebäude verschiedene Nutzungen und Veränderungen. Im 16. Jahrhundert wurde es in ein Corral de Comedias umgewandelt, eine Art Freilichttheater, in dem Aufführungen stattfanden und die Gesellschaft jener Zeit zusammenkam. Später entwickelte es sich zu einem Wohnhof, dessen Erdgeschoss als Kohlelager genutzt wurde – daher der heutige Name Corral del Carbón.
Im Laufe der Jahrhunderte verfiel das Monument zunehmend und stand Anfang des 20. Jahrhunderts kurz vor dem Abriss. Erst durch Leopoldo Torres Balbás, der es für 128.000 Peseten aus den Einnahmen der Alhambra erwarb und zwischen 1929 und 1931 restaurierte, konnte dieses historische Juwel gerettet werden. Seine Arbeit ermöglicht es heutigen und zukünftigen Generationen, dieses einzigartige Zeugnis der Vergangenheit zu erleben und zu bewahren.
Das Corral del Carbón ist die einzige vollständig erhaltene nasridische Alhóndiga auf der Iberischen Halbinsel und damit ein herausragendes Beispiel islamischer Architektur in Spanien. Besonders eindrucksvoll ist sein monumentales Portal: Aus Stein und Ziegel errichtet, präsentiert es einen mächtigen, spitz zulaufenden Hufeisenbogen, eingefasst von einem Alfiz und reich verziert mit Muqarnas und Reliefs, die die kunstvolle Meisterschaft des nasridischen Stils offenbaren. Über dem Bogen lassen sich, wenn auch vom Zahn der Zeit gezeichnet, noch immer Inschriften erkennen, die einst Lobpreisungen und poetische Verse zu Ehren Allahs flüsterten.
Beim Überschreiten des Portals betritt der Besucher einen gepflasterten rechteckigen Innenhof mit einem zentralen Pfeiler, umgeben von drei Stockwerken aus Galerien und Räumen, in denen einst Händler und ihre Waren untergebracht waren. Die oberen Galerien, getragen von Holzbalken und Backsteinpfeilern, vermitteln ein Gefühl von architektonischer Harmonie und ausgewogener Proportion. Die räumliche Gestaltung spiegelt die Lebensweise jener Zeit wider, in der Arbeits-, Handels- und Ruhebereiche funktional ineinandergriffen.
Das bauliche Konzept des Corral del Carbón ist ein eindrucksvolles Zeugnis nasridischer Baukunst: Symmetrie, Maß und detailreiche Ornamentik verbinden sich hier zu einer Atmosphäre von besonderer Tiefe. Ziergitter und Stuckbögen verleihen Struktur und ermöglichen ein faszinierendes Spiel von Licht und Schatten, während das natürliche Licht, das durch den zentralen Innenhof einfällt, die stille, zeitlose Schönheit dieses Ortes betont.
Das Corral del Carbón ist ganzjährig von 9:00 bis 20:00 Uhr geöffnet und bleibt an Feiertagen geschlossen. Der Eintritt ist frei. Die Besichtigung umfasst ausschließlich das Erdgeschoss.
Das Monument ist im unteren Bereich für Personen mit eingeschränkter Mobilität zugänglich.
Das Fotografieren ist erlaubt.
Gelegentlich finden im Corral del Carbón Ausstellungen, Konzerte und kulturelle Veranstaltungen statt. Es lohnt sich, den lokalen Veranstaltungskalender zu prüfen, um den Besuch mit einem dieser Erlebnisse zu verbinden.
Wir empfehlen, die Öffnungszeiten vorab telefonisch zu bestätigen.
Wenn Sie sich im Zentrum von Granada befinden, ist das Corral del Carbón von Orten wie der Kathedrale oder der Plaza Nueva aus bequem zu Fuß erreichbar.
Für die Anfahrt mit dem Bus stehen mehrere bequeme Stadtlinien zur Verfügung. Mit der Linie 4 in Richtung Chana steigen Sie an der Haltestelle „Gran Vía 4 – Catedral“ aus, in Richtung Zaidín an „Gran Vía 7 – Catedral“. Auf der Linie 11 liegt die nächstgelegene Haltestelle bei „Plaza del Carmen – Ayuntamiento“. Eine weitere Option ist die Linie C31, die an „Gran Vía 5 – Catedral“ hält. Von der Plaza del Carmen – Ayuntamiento erreichen Sie das Corral del Carbón in wenigen Minuten zu Fuß über die Calle Mariana Pineda.
Die Zufahrt mit dem Auto ins Stadtzentrum von Granada ist eingeschränkt. Es empfiehlt sich, in öffentlichen Parkhäusern wie San Agustín oder Puerta Real zu parken und den Rest des Weges zu Fuß zurückzulegen.
Die Umgebung des Corral del Carbón bietet eine reiche gastronomische Vielfalt und zahlreiche Möglichkeiten, die authentische andalusische Küche sowie andere Köstlichkeiten zu genießen.
Eine der herausragenden Adressen ist das Restaurant Chikito auf der Plaza del Campillo, nur wenige Gehminuten entfernt. Es serviert traditionelle Gerichte mit modernem Akzent und befindet sich an einem geschichtsträchtigen Ort: dem ehemaligen Café Alameda, einem Treffpunkt der Intellektuellen des frühen 20. Jahrhunderts. Hier versammelten sich Persönlichkeiten wie der Dichter Federico García Lorca, Manuel de Falla, Melchor Fernández Almagro und Francisco Soriano Lapresa zur berühmten literarischen Runde El Rinconcillo.
Eine weitere ausgezeichnete Option ist die emblematische Bar Los Diamantes, bekannt für ihre frischen Fisch- und Meeresfrüchte-Tapas. Mit mehreren Standorten im Zentrum Granadas – darunter Plaza Nueva, Bib-Rambla und Calle Navas – hat sich dieses Lokal einen festen Platz in der Tapas-Kultur der Stadt verdient. Für alle, die ein traditionelleres Erlebnis suchen, ist Bodegas Castañeda ein echter Klassiker: ein Ort, an dem man lokale Weine, Vermut und iberische Wurstwaren in einer warmen, typisch granadinischen Atmosphäre genießen kann.
Wer internationale Küche bevorzugt, findet in der Calle San Matías und den umliegenden Straßen eine große Auswahl an Restaurants. Von italienischen über asiatische bis hin zu vegetarischen Angeboten bereichert die kulinarische Vielfalt dieses Viertels das gastronomische Erlebnis rund um das Corral del Carbón.
Nur etwa 30 Gehminuten oder 10 Busminuten entfernt erhebt sich das monumentale Ensemble der Alhambra und des Generalife – ein UNESCO-Weltkulturerbe, das als Wahrzeichen Granadas und als architektonisches Wunder gilt. Dieser historische nasridische Palast mit seinen üppigen Gärten und kunstvollen Details ist ein Muss für alle Liebhaber von Kunst und Geschichte.
Ganz in der Nähe befindet sich auch das Albaicín, ein geschichtsträchtiges Viertel und ebenfalls UNESCO-Weltkulturerbe. Seine labyrinthartigen Gassen mittelalterlichen Ursprungs und seine weiß getünchten Häuser führen zu Aussichtspunkten wie dem berühmten Mirador de San Nicolás, von dem aus man einen privilegierten Blick auf die Alhambra genießt – besonders eindrucksvoll bei Sonnenuntergang.
Nur fünf Minuten vom Corral del Carbón entfernt beeindrucken die Kathedrale von Granada und die Königliche Kapelle mit ihrer majestätischen Renaissance-Architektur und ihrer bewegten Geschichte. Die Kathedrale, mit ihrem imposanten Erscheinungsbild, und die Königliche Kapelle, Ruhestätte der Katholischen Könige, sind bedeutende Zeugnisse der glanzvollen Epoche der Rückeroberung und bieten eine tiefgehende kulturelle wie spirituelle Erfahrung.
Für alle, die einen malerischen Spaziergang suchen, lädt der Paseo de los Tristes entlang des Darro-Flusses ein – ein idealer Ort, um die Alhambra aus einer anderen, ebenso zauberhaften Perspektive zu erleben.
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